Pro und Contra
Aufnahmen selbst gemacht

Anfrage im Forum der Tontechniker

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Frage:

Der Trend geht zu billig, billiger am billigsten. Bei vielen Aufträgen merkt man, dass gar nicht Qualität gefragt ist, sondern billig muss es sein und dafür soll man eine silberne Scheibe bekommen. Was früher zu teuer und nur für Profis erschwinglich war ist jetzt zum Dumping verkommen. Irgendwie ist die Mitte weg. Ein Bekannter hat einen PC zu Hause mit einer Soundkarte und einem Audioprogramm, welches er kostenlos vom Internet geladen hat und nimmt die Band seines Freundes auf. Nicht dass ich es jemandem zu neidig bin, mich schockiert nur der geringe Qualitätsanspruch. Oder eine Musikgruppe hat ein Stereomikrofon im Proberaum hängen und nimmt sich damit selbst CDs auf. Das hört sich leider dementsprechend an. Etwa so wie die Hörbeispiele die ich euch beigefügt habe. Sind die Kunden so unkritisch, oder was meint ihr dazu ?

(Anm.d.Red: Die Hörbeispiele sind unten am Ende dieser Seite verfügbar.)


Antworten:

Ich kenne niemanden, der mit Homerecording eine brauchbare CD gemacht hat. Selbst mag man sie ja noch gut finden. Man ist froh sich selbst von einer Silberscheibe zu hören, aber andere Zuhörer schütteln den Kopf. (natürlich erst wenn sie weg sind) Der Ottonormalverbraucher weiß zwar nicht wieso die CD nicht klingt, aber er spürt das etwas nicht passt und der Effekt wo er ausruft "hey das klingt toll" ist weg. Ohne entsprechend optimierten Aufnahmeraum und ohne professionelle Recordingmikrofone wird es immer laienhaft klingen. Für Großmutter und Tante mag das ja okay sein, aber mehr ist ohne Know How und Profigeräte nicht drin. Nicht umsonst klingen Studioproduktionen einfach entsprechend gut.

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Vielleicht bei Dance/Techno-Musik! Da reicht sowas wahrscheinlich. Aber alles andere bedarf hochwertiger Qualität! Im klassischen Bereich, Volksmusik, Jazz, Filmmusik, Surroundmischungen, Kino, DVD usw.
Und ich hasse MP3. Für schnell mal auf´m Rechner abspielen, im Netz austauschen, im Auto, Küche o.ä. ganz nett. Ansonsten schon CD oder DVD. Die Ohren hören´s und danken´s...

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da stimme ich zu. ABER: es ist nun mal so, dass die überwiegende mehrheit der hörer leider nicht "unser" musikalisch anspruchsvolles gehör hat, sondern sich wirklich mit minderer qualität zufrieden gibt.

und deshalb wird die qualität der musik in technischer hinsicht (musiklaisch sowieso) in absehbarer zeit wohl eher im hintergrund stehen. hauptsache billig und schnell produziert. traurig aber wahr!

und das gilt leider auch für den klassik-bereich: da gibt's jede menge billigst produzierter cds im handel - für n paar euro 50. da steht groß "ddd" drauf, aber wenn man reinhört merkt man, dass da jemand die technik absolut nicht beherrscht hat und alle paar minuten eine digitale verzerrung dank übersteuerung zu hören ist. aber offensichtlich wird sowas trotzdem gekauft! eben weil dem "otto-normal-hörer" sowas gar nicht auffällt... und er somit auch nicht bereit ist, für gute qualität mehr zu zahlen.

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Da gebe ich Dir recht!
Vieles läuft heute nicht mehr über Qualität und Arbeitsproben, sondern über Beziehungen!
Du siehst manchmal absolute "Pfeifen", die die dicksten Aufträge bekommen, nur weil sie im gleichen Tennisclub sind. Das ist wohl in jedem Bereich so.

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das mag machmal sein. aber am ball bleibt man dann nur, wenn man auch gut war.
folgeaufträge are the key!

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Das gleiche Problem habe ich auch. Ich bin Grafikdesigner und stelle fest, dass viele Unternehmen lieber selbst etwas "basteln" um Geld zu sparen. Die Ergebnisse sehen dann auch entsprechend aus.
Zum Glück gibt es aber auch Kunden, die Qualität fordern und so ein gutes Image abgeben wollen.

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stimmt schon. allerdings habe ich schon viele sogenannte "design-profis" erlebt, die das studiert haben, ein diplom bekamen - und dann so einen schrott abliefern, dass es einem die schuhe auszieht...

ist halt wie in der musik: ich kenne ein paar ausgebildete toningenieure (br, sae etc.), die zwar die technik drauf haben, aber musikalische nieten sind! und dann gibt's wiederum solche, die sich das alles selbst drauf geschafft haben und dank ihres gehörs und gespürs einfach wirklich gute produktionen machen.

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kommt immer drauf an, wer "der kunde" ist und was er will.

erschreckend finde ich, dass firmen - für die ich z.b. jahrelang sprach-, geräusch- und musikaufnahmen für multimedia-produktionen gemacht habe - keinerlei bewusstsein mehr dafür zu haben scheinen, dass qualität einfach etwas mehr zeit und damit geld kostet.

und das allerschlimmste: man reißt sich bildlich gesprochen den allerwertesten auf, damit z.b. 500 sprachfiles alle gleich laut und gut klingen, liefert die files an die agentur - und dann bekommt man das fertige produkt zu hören (und sehen) und fragt sich, was die mit den sounds gemacht haben(unterschiedl. lautstärken, abgeschnittene enden etc.) und "warum eigentlich?". dann ist es einem wirklich peinlich, wenn dann das eigene logo mit auf der cd prangt, weil man diese miese qualität nicht zu verantworten hat...!

Ein professionelles Tonstudio ist ein Dienstleistungsanbieter und sollte auch entsprechend geführt werden. Es gelten die Maxime Schnelligkeit, Zuverlässigkeit, Qualität & Flexibilität. Schon das kann ein Hobby-Studio gar nicht leisten. Bei einem Studio entscheidet über einen Auftrag weniger die Technik sondern maßgeblich der professionelle Auftritt im Umgang mit Kunden. Das gilt auch für die Webpräsenzen.

Natürlich soll die Produktion auf Wunsch des Kunden besonders günstig werden, denn bsp. Agenturen haben zumeist hier nur ein sehr knappes Budget. Trotzdem wird aber sehr auf den "Auftritt" des Studios geachtet (wie ist der jetzt angezogen, produziert der in seinem Wohnzimmer?) Und wie gesagt, ob da ein Promix oder ein d8b im Studio steht ist nebensächlich, solange für den Kunden die Qualität der Musik stimmt.

Ein Freund von mir betreibt seit über zehn Jahren sein Studio und hat sich von der anfänglichen Bandproduktion komplett auf Auftragsarbeiten für Agenturen gewandelt. Ich habe mit ihm gestern telefoniert und er sagte, dass es gerade bei ihm so gut läuft wie noch nie. Ich denke es ist also auch die Beständigkeit eines Unternehmens, die potenzielle Kunden überzeugt.

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kommt sicher auch darauf an, wie du dich präsentierst.
machst du werbung mit deinen geilen räumlichkeiten & der super polstergruppe, machst du einen auf "noch billiger, pauschalpreise etc." oder lässt du deinen kundenstamm langsam durch mund-zu-mund-propaganda wachsen.
bei mir ist der kundenstamm langsam durch weiterempfehlungen gewachsen, die leute kommen nun zu mir wegen meiner arbeit, nicht irgendwelchem schickimickizeugs.
meine technik ist "wenig, dafür gutes", man bezahlt keinen innendekorateur, kein protzplunder etc., ich versuche ein maximum an qualität mit einem minimum (aber auch nicht weniger!) an kostenaufwand zu erziehen.
ich denke, so funktionierts heute, wenn man hingegen ein studio mit überteuertem luxus hat, ist man am markt vorbei.
klar brauche ich auch manchmal sachen, die ich nicht selber habe, gute räume für drums etc., dann miete ich mir eben eins der grossen studios, von denen hats immer noch viele, die meistens leerstehen & die man günstig mieten kann.

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Naja, der ganze Demo-Bereich ist dadurch auf jeden Fall betroffen.
Wenn man heute ein Demo in passabler bis bescheidener Qualität zuhause aufnehmen kann wird es
natürlich für alle kleinen Demo-Studios problematisch. Aber für richtig amtliche Sachen ist neben
absolut hochwertigem Equipment auch noch ein Spezialist vonnöten, der das Maximum aus einer
Aufnahme herauspresst... die alteingesessenen Studios haben wohl noch relativ gute Karten.
Sieht wohl so aus als ob nur die ganz kleinen und die extrem großen übrigbleiben-wie in der gesamten
Wirtschaft auch... neue Mitte?

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also ich denke, dass ein "richtiges" Tonstudio absolut noch seine Berechtigung hat. Wenn ich von meiner Homerecording-Vorstellung ausgehe, so ist es da doch eher so, dass man sich auf eine Richtung festlegt. D.h. das Equipment, das für meinen Musikstil vorhanden ist, muss noch lange nicht für andere Musikrichtungen passen. Da sehe ich das Tonstudio als Produktionsort einfach flexibler.

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Ich meine es gehört schon mehr dazu als nur ne Soundblaster, auch wenn heutzutage ziemlich gute Sachen zum Musikmachen ziemlich billig zu haben sind.
Und so easy ist es ja nun auch nicht als Homerecordler da gross rauszukommen (ernsthaft zu produzieren, Plattenvertrag bekommen etc...) oder gar davon leben zu können. Da gehört dann auch sehr viel Glück dazu
:-)

Aber ich denke, wenn man ein Tonstudio ernsthaft betreibt dann hat man ja auch viel technisches und musikalisches *Know-How* und das ist das wichtigste.
Das hat man als Homerecordler ja nicht so einfach und vor allem gibts dann doch noch so'n paar Geräte, die in keinem Homestudio stehen...und das machts halt aus :-)
Daher denke ICH mal, dass ein Homerecordler kein Tonstudio in den Konkurs führt.

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"Sie wissen einfach nicht, wie eine gut produzierte CD klingt." Woher auch?! Um den Unterschied zwischen einer guten und einer schlechten Produktion für einen "Laien" feststellbar zu machen, müsstest du das Material auf einer halbwegs anständigen Anlage vergleichhören. Und erstens besitzen die wenigsten Anlagen wo sowas auffällig genug hörbar wäre und zweitens machen die Leute, die sich solche CD's kaufen kaum A/B-Vergleiche wie "wir"... Auf den Anlagen wo die ihre CD's anhören, klingt eh alles gleich! Für die ist der Sound schon toll wenn er nicht so dumpf daher kommt wie von einer 15Jahre alten kassette, die damals schon auf einem 100Mark-Gerät aufgenommen wurde! ;o)


Hörbeispiele zu diesem Thema

Stereomikrofonie in Proberäumen

Zur Zeit ist es üblich Proberäume mit Stereomikrofonen auszustatten.
Dass damit nur private Probeaufnahmen gemacht werden können und
keine ernstzunehmende CD-Aufnahme möglich ist zeigt dieses Hörbeispiel.
Zuerst hört man die Aufnahme mit Stereomikrofon, danach die Aufnahme mit Studiotechnik und Stützmikrofon.
Beim Raum handelt es sich um einen zeitgemäßen Proberaum einer Musikkapelle mit Akustikplatten an Decke und Wand. Der Vorteil einer Aufnahme mit entsprechender Studiotechnik liegt darin, dass spezielle auf das jeweilige Instrument abgestimmte Mikrofone zum Einsatz kommen, sowie jedes Instrument einzeln
nachbearbeitet werden kann und auch störende Akustik des Raumes nicht mit auf das Band kommt.

Restaurierung Musikkassette

Zuerst Soundblaster/Homerecording danach Studioversion 201k
Hören Sie den Unterschied ? Das Ausgangsmaterial war das selbe.
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